Sample translation

Philip Connors: A Song for the River. Cinco Puntos Press (September 18, 2018)

Translated from English into German by Anna Denzel with permission from the publisher.

A prayer to the raven

 

After illness and divorce did a number on my body and soul, after wildfires burned the mountains and an airplane fell from the sky, after a horse collapsed on my friend and two hip surgeries laid me up for the better part of a year – loss piled on loss, pain layered over pain – I found I wanted nothing so much as to be near moving water. 

So I went once more to the river.

The river emerges from springs and ice caves high in the mountains and gathers rain and snowmelt from a watershed of nearly 2,000 square miles. For more than a decade I had kept watch over those mountains and found the experience a two-hearted deal, living amid calamity and resilience. In the beginning I simply wished to remove myself from human company. I had my reasons, not at all unusual. But I kept returning for the communion of creatures that made my mountain hum, a beautiful Babylon of owls hooting and nutcrackers jeering and hermit thrushes singing their small and lovely whisper song – a palace of organisms, a heaven for many beings, a temple where life deeply investigates the puzzle of itself, as a wise man once said.

The vultures, the ravens, the hawks, the Steller’s Jays, the foxes and bears, the elk and deer, the salamanders in their holes, the ladybugs in their tens of thousands: all of them were part of the mountain, and so were death and rebirth. 

To watch a mountain you love murmur and chirp and howl and green up from rain and bloom with flowers, then see it succumb to flame and be blackened by heat only to live once more from the ashes, was to absorb an object lesson in transience and renewal. 

From my perch above the shaggy pines and stately firs, I looked down on a world burning itself up, most of us burning ourselves up in work and striving and the peculiar game of consumption and accumulation without end – the whole world on fire from our appetites and their cost – and I sometimes thought it would not be a terrible fate to lie down for the last time in ashes, preferably on a mountain.

Ein Gebet an den Raben

 

Ein Gebet an den Raben

Sommer 2016

 

Nachdem mir Krankheit und Scheidung an Körper und Seele zugesetzt, nachdem Lauffeuer die Berge verbrannt hatten, ein Flugzeug vom Himmel gestürzt war, nachdem ein Pferd auf einen Freund gefallen und ich wegen zweier Hüftoperationen den größten Teil des Jahres ans Bett gefesselt war -Verluste häuften sich auf Verluste, Leid auf Leid -, wünschte ich mir nichts sehnlicher, als an einem fließenden Gewässer zu stehen.

Darum ging ich wieder einmal zum Fluß.

Hoch in den Bergen tritt der Fluß aus Quellen und Eishöhlen und sammelt Regen und Schneeschmelze aus einem Einzugsgebiet von ungefähr 5000 Quadratkilometern Größe. Über ein Jahrzehnt lang hatte ich diese Berge gehütet und das Leben inmitten von Katastrophe und Unverwüstlichkeit als doppelherziges Abkommen empfunden. Anfangs wollte ich mich einfach nur menschlicher Gesellschaft entziehen. Ich hatte meine Gründe dafür, keineswegs ungewöhnliche. Doch immer wieder kehrte ich zu dem Verbund aus Kreaturen zurück, der meinen Berg zum Summen brachte, ein wunderbares Babel aus dem Schrei der Eulen, dem Hohngelächter der Tannenhäher und dem leisen und lieblichen Flüstern der Einsiedlerdrosseln – ein Palast der Organismen, ein Himmel für zahlreiche Geschöpfe, ein Tempel, in dem das Leben, das Rätsel seiner selbst erkundet, wie ein Weiser einst sagte. 

Die Geier, Raben, Habichte, Diademhäher, die Füchse und Bären, die Elche und Rehe, die Salamander in ihren Löchern, Zehntausende Marienkäfer, alle waren sie Teil des Berges, wie auch Tod und Wiedergeburt. Zu beobachten wie ein geliebter Berg murmelt, zwitschert und heult und nach Regenschauern ergrünt und vor Blumen erblüht, dann zuzusehen wie er in Flammen aufgeht und von der Hitze geschwärzt wird, nur um aus der Asche zu neuem Leben zu erwachen, war ein Lehrstück über Vergänglichkeit und Wiederkehr. 

Von meiner Warte über den struppigen Kiefern und stattlichen Tannen, schaute ich herab auf eine Welt, die sich selbst verbrannte, in der die meisten von uns sich ausbrannten mit Arbeit, mit Ambitionen und dem seltsamen Spiel von endlosem Konsum und endloser Anhäufung - die ganze Welt in Brand mit unseren unstillbaren Gelüsten und deren Kosten - und manchmal dachte ich, daß es gar kein so schlechtes Schicksal wäre, sich ein letztes Mal in der Asche niederzulegen, am liebsten auf einem Berg.